Wildvögel füttern – sinnvoll helfen, richtig handeln
Fütterung mit Herz und Verstand – Wildvögel gesund ernähren
Die Fütterung von Wildvögeln ist in Deutschland sehr beliebt. Millionen Menschen hängen Futterhäuschen oder Meisenknödel in ihre Gärten und auf Balkone. Doch immer wieder gibt es Diskussionen: Hilft das wirklich den Vögeln – oder schadet es ihnen?
Die gute Nachricht: Wenn richtig gefüttert wird, profitieren Vögel tatsächlich davon. Studien zeigen, dass kontrollierte Fütterung die Überlebensrate von Jungvögeln erhöhen und erwachsenen Vögeln Energie sparen kann, besonders in stark genutzten Landschaften mit knapper natürlicher Nahrung [1, 2].

Warum Wildvögel füttern?
Früher hieß es, man solle Vögel nur im Winter füttern, wenn Schnee und Frost die Nahrungssuche erschweren. Neuere Forschungsergebnisse, unter anderem vom NABU und dem Ornithologen Peter Berthold, zeigen jedoch:
- Ganzjährige Fütterung kann vielen Vogelarten helfen, da natürliche Nahrung in intensiv genutzten Landschaften knapp geworden ist [1].
- Jungvögel im Frühling profitieren indirekt, weil Eltern durch die Fütterung weniger Energie für die Nahrungssuche aufwenden müssen [2].
- Futterstellen bieten Menschen die Möglichkeit, Natur hautnah zu erleben, was das Interesse am Naturschutz stärkt [3].
Welche Vögel profitieren besonders?
Vor allem Standvögel – Arten, die das ganze Jahr über hierbleiben – nutzen regelmäßig Futterstellen:
- Meisenarten (Kohl-, Blau-, Tannenmeise)
- Spatzen (Haussperling, Feldsperling)
- Amseln
- Rotkehlchen
- Buchfinken und Grünfinken
Zugvögel profitieren weniger, da sie während ihrer Hauptzeit meist nicht im Garten sind. Beobachtungen zeigen, dass vor allem Meisenpopulationen in Gärten durch kontinuierliche Fütterung stabiler bleiben [2].
Was eignet sich als Vogelfutter?
Nicht jedes Futter ist geeignet. Es sollte artenangepasst, naturbelassen und schimmel- sowie salzfrei sein.
Bewährte Futtermittel:
- Sonnenblumenkerne (geschält oder ungeschält) – wichtigste Energiequelle
- Erdnüsse (ungesalzen, ungewürzt) – beliebt bei Meisen und Spechten
- Haferflocken – besonders für Weichfresser wie Rotkehlchen oder Amseln
- Apfelstücke, Rosinen – für Drosseln, Amseln und Stare
- Meisenknödel/Futterringe – am besten ohne Netz (Verhedderungsgefahr!)
Finger weg von:
- Brot oder Speiseresten (führen zu Verdauungsproblemen)
- Gesalzenem, gewürztem oder fettigem Essen
Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass eine ausgewogene Mischung aus Samen, Nüssen und Obst das Risiko für Mangelerscheinungen reduziert und die Überlebensrate im Winter erhöht [4].

Hygiene ist entscheidend
Eine der wichtigsten Regeln lautet: Futterstellen sauber halten! Krankheiten wie Salmonellen, Trichomonaden oder Geflügel-Pocken können sich bei unsauberer Fütterung schnell verbreiten [5].
Tipps für saubere Futterstellen:
- Täglich altes Futter und Kot entfernen
- Futterspender regelmäßig mit heißem Wasser reinigen
- Möglichst Futtersilos statt offene Teller nutzen
Füttern im Sommer – ja oder nein?
Früher war Sommerfütterung tabu, da man befürchtete, Jungvögel könnten Körner fressen und daran ersticken. Neue Beobachtungen zeigen: Elternvögel füttern ihre Jungen fast ausschließlich mit Insekten. Körner aus dem Futterhäuschen sind für die Altvögel selbst gedacht. Deshalb spricht heute nichts gegen Sommerfütterung – solange abwechslungsreiches Futter angeboten wird [6].
Mehr als Futter: Lebensräume schaffen
Futter ist wertvoll, ersetzt aber keinen natürlichen Lebensraum. Langfristig helfen Vögeln folgende Maßnahmen:
- Heimische Sträucher und Bäume pflanzen (Beeren, Samen, Insekten)
- Wilde Ecken mit Laub oder Totholz zulassen
- Nistkästen aufhängen
- Verzicht auf Pestizide
Solche Maßnahmen unterstützen die Artenvielfalt, erhöhen die Überlebenschancen der Vögel und fördern ein stabiles Ökosystem [1, 2].

Fazit
Wildvögel zu füttern ist kein Ersatz für Naturschutz, aber eine wertvolle Ergänzung. Wer die Grundregeln beachtet – richtiges Futter, Hygiene, sichere Futterstellen – leistet einen echten Beitrag zum Schutz unserer heimischen Vogelwelt.
Kontrollierte Fütterung kann:
- die Überlebensrate erhöhen
- Jungvögel indirekt unterstützen
- Vögel gesünder und vitaler halten
- Mensch und Natur näherbringen
Quellen / Referenzen
- Berthold, P. (2020). Vögel füttern – Sinnvoll oder schädlich? NABU.
- Glutz von Blotzheim, U. N., & Bauer, K. M. (2019). Handbuch der Vögel Mitteleuropas.
- BirdLife International (2021). Feeding Wild Birds Responsibly.
- Møller, A. P., & Nielsen, J. T. (2019). Effects of supplemental feeding on survival of birds in winter. Journal of Avian Biology.
- Hofmann, H., & Schmidt, V. (2018). Vogelkrankheiten bei Wildvögeln.
- Lack, D. (2020). The Life of Birds. Oxford University Press.